Windräder wachsen in die Höhe
Geschäftiges Treiben auf der Windpark-Baustelle am Weißenberg. Die ersten Türme wachsen wie Spargelstangen aus dem Boden.
DAUTPHETAL Geschäftiges Treiben auf der Windpark-Baustelle am Weißenberg. Die ersten Türme wachsen wie Spargelstangen aus dem Boden. "Und wir sind sogar noch vor dem Zeitplan", sagt Michael Koch, Geschäftsführer der Windpark-GmbH bei der Baustellenbesichtigung.
Am Anfang steht ein kurzer Security-Check. "Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?", fragt der Sicherheitsmitarbeiter am Eingang zum Windpark kurz hinter dem Silberger Sportheim. Am Tag und in der Nacht sind die Mitarbeiter einer Security-Firma im Einsatz, erläutert Michael Koch. Hermann-Hofmann-Gruppe-Prokurist Alexander Kern ergänzt: "Unter anderem, um nachts Teillieferungen entgegenzunehmen."
Denn die schweren Betonteile, die den unteren Teil einer Enercon E-115 - von diesem Typ Windkraftanlagen werden auf dem Weißenberg sechs errichtet - bilden, werden größtenteils nächtens angeliefert. Zwischen sechs und zehn Lieferungen kommen pro Tag, schätzt der technische Bauleiter vor Ort, Thomas Zimmer.
Bis zu 80 Menschen kümmern sich um den Aufbau der Windkraftanlagen
Folgt man der Route vom Silberger Sportheim hinauf auf den Weißenberg, kommt man zunächst zur Baustelle der Windenergieanlage, kurz WEA, Nummer 5. Diese und jene am Standort drei sind bislang am weitesten fortgeschritten.
Auf dem großen Montageplatz rund um WEA 5 steht ein gigantischer Kran. Lkw transportieren Halbschalen, Arbeiter laufen umher, legen hier und da Hand an. In Hochzeiten, wenn es in Richtung Endmontage geht, seien bis zu 80 Menschen auf dem Gelände unterwegs, sagt Kern. Aktuell seien es um die 30.
Die größten Betonteile werden als Halbschalen angeliefert und direkt vor Ort zusammengebaut. Acht Meter Durchmesser haben die breitesten Ringe. Ein riesiger Kran setzt die Halbschalen derzeit zu Vollringen zusammen. Sogenannte Montagekreuze helfen den Bauarbeitern beim Zusammensetzen der Halbschalen zu kompletten Ringen. Am Boden werden sie von Arbeitern montiert. Anschließend hievt der Kran sie in die Höhe.
Der Unterbau einer Enercon E-115 besteht aus diesen Betonringen. 31 Betonsegmente sind das, die rund 120 Meter in die Höhe ragen. Daran schließt sich ein Stahlturm an, ebenfalls zusammengesetzt aus mehreren Einzelkomponenten. Die Teile für dieses Konstrukt werden auch per Schwerlasttransporter gebracht, doch soweit sind die Arbeiten noch nicht. Ist alles fertig, hat eine Enercon E-115 eine Nabenhöhe von knapp 150 Metern.
Eine Lagerfläche für die Beton-Halbschalen befindet sich in Sichtweite des Stellplatzes von Anlage 5. "Wenn sich mal ein Transport verzögert, haben wir immer schon einige Segmente als Puffer auf dieser Logistikfläche", sagt Zimmer. Ins Stocken geraten soll der Fortschritt auf der Baustelle bestenfalls nicht mehr.
Die Erdarbeiten seien so weit komplett abgeschlossen, sagt Alexander Kern, während er seinen Wagen in eine der vielen Haltebuchten manövriert, um ein großes Baustellenfahrzeug vorbeizulassen. Die Fundamente für die Windkraftanlagen seien auch bis auf eines fertig.
Das mitunter wechselhafte Wetter der vergangenen Tage und Wochen habe die Arbeiten nicht verzögert, da allzu starke Böen ausgeblieben seien. Bläst der Wind zu heftig, sei es zu gefährlich, die tonnenschweren Betonteile per Kran in die Höhe zu hieven, erklärt Michael Koch.
Vor der Endmontage wird die Öffentlichkeit noch zum Besuchen der Baustelle eingeladen
Durch die starken Regenfälle mussten allerdings die Wege immer mal wieder befestigt werden, ergänzt Bauleiter Zimmer. Auch während der Besichtigung der Baustelle ist ein Kettenfahrzeug mit schwerer Walze im Einsatz.
Links und rechts säumen mit blauen Strichen markierte Bäume den Weg durch die Baustelle. "Das ist die Rodungsgrenze", erklärt Koch. "Bis dahin dürfen wir in den Wald." Was dahinter liegt, ist für die Windparkprojektierer tabu. Unter anderem achtet eine ökologische Baubegleitung darauf, dass nur so weit in die Natur eingegriffen wird, wie es die Vorgaben des Regierungspräsidiums erlauben. Auch Vertreter dieser Behörde würden immer wieder kontrollieren, ob sich das Unternehmen an die Vorschriften hält.
Die Turm-Endmontage terminieren die Windpark-Bauherren auf Kalenderwoche 32, Anfang August. Zuvor hat die Öffentlichkeit die Gelegenheit, sich auf der Baustelle umzusehen (siehe Kasten). Wenn alles weiter so läuft wie bislang, dann rechnen Michael Koch, Alexander Kern und Thomas Zimmer damit, dass sich das erste Windrad auf dem Weißenberg bereits im September dreht - noch vor dem bisherigen Zeitplan.
Artikel von Christian Röder (-> Artikel lesen auf mittelhessen.de)